Abschnittsübersicht

  • Ihre Ansprechpartnerin:
    Dr.in Julia Schöllbauer, BSc. MSc.
    Prof. (FH) Dr.in Birgit Teufer, BSc BA MA


    Wir beantworten Ihre Fragen gerne hier: Austausch Forschungsdesigns und -methoden (hier haben nur Studierende der FERNFH Zugriff, den Einschreibeschlüssel finden Sie in vielen Online-Kursen, zudem können Sie ihn jederzeit bei den Ansprechpartnerinnen anfragen).

     

    Herzlich willkommen im offenen FERNFH-Kurs 

    Qualitative Forschungsdesigns und -methoden


    Dieser Kurs begleitet Sie durch die Durchführungsphase Ihres qualitativen Forschungsprojekts und ist Teil des Kursbereichs Forschungsdesigns und -methoden der empirischen Sozialforschung. Im Folgenden informieren wir Sie, welche qualitativen Methoden es gibt und wie diese durchzuführen sind. Zudem erhalten Sie Informationen zu Analyseverfahren qualitativer Methoden.

    1. Daten sammeln (qualitative Methoden):

    2. Qualitative Daten analysieren:

    • Qualitative Forschung sollte sich an folgenden Kernkriterien orientieren (Steinke, 2004):

      Durch die intersubjektive Nachvollziehbarkeit soll eine „(kritische) Verständigung über eine empirische Studie zwischen Forschern beziehungsweise zwischen Forschern und Lesern“ (Steinke, 2004) ermöglicht werden. Es wird vorgeschlagen, diese auf drei Wegen herzustellen:

      1. Dokumentation des Forschungsprozesses:
        Ausreichende Beschreibung und Dokumentation von
        • Vorverständnis der Forscher*innen
        • Erhebungsmethoden und Erhebungskontext
        • Trankskriptionsregeln
        • Daten
        • Auswertungsmethoden
        • Informationsquellen
        • Entscheidungen und Probleme
        • Kriterien, denen die Arbeit genügen soll
        • selbstreflexive Analyse der Forscher*innen im Forschungsprozess
      2. Interpretation in Gruppen:
        Durch den Austausch wird intersubjektive Nachvollziehbarkeit im Diskurs hergestellt (Steinke, 2004, S. 326)
      3. Kodifizierte Verfahren:
        Die Auswertung mittels Kodierverfahren ermöglicht eine Vereinheitlichung des methodischen Vorgehens

      Es wird überprüft, ob angesichts der Forschungsfrage die Wahl eines qualitativen Forschungsdesigns insgesamt und die spezifischen Erhebungs- und Auswertungsmethoden angemessen sind. Das Kriterium der Indikation umfasst nach Steinke (2004) folgende Aspekte:

      • Indikation der Methodenwahl
        • Wurde den Äußerungen und Bedeutungen der Untersuchten ausreichend Spielraum eingeräumt?
        • Waren die Forscher*innen längere Zeit im Feld anwesend?
        • Besteht ein Arbeitsbündnis zwischen Forscher*innen und Informant*innen?
        • Wurden Methoden passend zum Forschungsgegenstand ausgewählt oder entwickelt?
        • Ermöglichen die verwendeten Verfahren, dass das eigene Vorwissen und die eigenen Vorannahmen irritiert werden?
      • Indikation der Transkriptionsregeln (Handhabbarkeit, Lesbarkeit)
      • Indikation der Samplingstrategie
      • Indikation methodischer Einzelentscheidungen
      • Indikation von Bewertungskriterien

      Damit gewährleistet ist, dass die Bildung einer Theorie aufgrund der Forschungsergebnisse tatsächlich ihre Grundlage in den erhobenen und analysierten Daten hat (also empirisch verankert ist), ist folgendes zu beachten (Steinke, 2004):

      • Kodifizierte Verfahren: Dazu zählen z.B. die Regelsysteme der Grounded Theory (Glaser & Strauss, 1967) zur Datenanalyse.
      • Textbelege: Man überprüft, ob es genug Textbelege für die zuvor generierte Theorie gibt. Wie wurde während des analytischen Prozesses mit Abweichungen, Widersprüchen und Ausnahmen im Datenmaterial umgegangen?
      • Analytische Induktion: Eine möglichst weit entwickelte Theorie wird anhand eines einzelnen Falls überprüft.
      • Kommunikative Validierung: Die im Forschungsprozess entwickelten Theorie wird an die Untersuchten rückgemeldet, um herauszufinden, inwieweit sie sich darin wiederfinden

      Dieses Kriterium fordert die Bestimmung des Geltungsbereichs und der Grenzen der Verallgemeinerbarkeit einer entwickelten Theorie. Es soll analysiert werden, für welche spezifischen Untersuchungsbedingungen die Ergebnisse zutreffend sind und auf welche weiteren Bereiche generalisiert werden kann. Verallgemeinerungen sollen so weit wie möglich vorgenommen werden. Zugleich ist es notwendig, die Grenzen einer Theorie aufzuzeigen. Als Methoden, um den Geltungsbereich und die Limitation einer Theorie zu bestimmen, können beispielsweise die Analyse maximal und minimal verschiedener Fälle (Fallkontrastierung) und die Suche nach abweichenden, negativen oder extremen Fällen eingesetzt werden (Steinke, 2004).

      In der qualitativen Forschung werden die Forscher*innen als Bestandteil des Forschungsprozesses angesehen und die Subjektivität der Forscher*innen ist Teil der Methode. Mit dem Kriterium der reflektierten Subjektivität wird beurteilt, inwieweit die Subjektivität der Forscher*innen und deren Rolle bei der Theoriebildung reflektiert wurden. Zur Gewährleistung dieses Kriteriums sollen nach Steinke (2004) folgende Aspekte überprüft werden:

      • Wird der Forschungsprozess durch Selbstbeobachtung begleitet?
      • Werden persönliche Voraussetzungen für die Erforschung des Untersuchungsgegenstandes reflektiert?
        • Angemessenheit des methodischen Vorgehens der Forscher*innen
        • Die eigenen beruflichen Voraussetzungen
        • Die eigene kulturelle Herkunft
        • Die eigene biographische Beziehung zum Forschungsthema
      • Besteht eine Vertrauensbeziehung zwischen Forscher*innen und Informant*innen?
      • Wird der Einstieg ins Untersuchungsfeld reflektiert?

      Es soll überprüft werden, ob eine generierte Theorie in sich schlüssig und widerspruchsfrei ist. Widersprüche und Ungereimtheiten sollen reflektiert und beschrieben, und nicht einfach ignoriert oder gar vertuscht werden (Steinke, 2004). Bei der Relevanz sollen der pragmatische Nutzen einer untersuchten Fragestellung und der generierten Theorie reflektiert werden. Folgende Aspekte sind dabei zu beachten (Steinke, 2004):

      • Kann eine Theorie neue Deutungen und Erklärungen für ein bestimmtes Problem liefern?
      • Können erzielte Ergebnisse generalisiert werden?
      • Ist die Darstellung einer Theorie überschaubar?

      Interpretationen sollen nicht einfach gesetzt, sondern argumentativ begründet werden. Folgende Aspekte sind zu beachten:

      • das Vorverständnis beim Vornehmen einer Interpretation muss adäquat sein
      • die Interpretation muss in sich schlüssig sein
      • es muss aktiv nach Alternativdeutungen gesucht werden (Mayring, 2005)

      Die Qualität der qualitativen Forschung kann auch durch Triangulation verbessert werden. Es können verschiedene Theorieansätze oder Daten, die aus verschiedenen Quellen stammen oder mit verschiedenen Methoden erhoben wurden, verglichen werden, um zu möglichen Lösungen zu kommen. Das Ziel dabei ist, Stärken und Schwächen der jeweiligen Analysewege aufzuzeigen. Dabei ist auch die Verbindung von qualitativen und quantitativen Analyseverfahren möglich.

      Steinke, Ines. (2004). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Uwe Flick (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (3. Aufl., S. 319–331). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

    • Die Grounded Theory ist keine einzelne Erhebungs- oder Auswertungsmethode, sondern eine Konzeption des sozialwissenschaftlichen Erkenntnis- und Forschungsprozesses. Idee, Forschungsfrage, Datensammlung, -analyse, Theorieformulierung und Ergebnisberichterstellung sind verschränkt.

      Die empirische Vorgangsweise hat drei Schlüsselelemente:

      1. das theoretische Sampling: die Auswahl orientiert sich an der fortlaufenden Datenerhebung und -analyse,
      2. das offene Kodieren: liefert dichte Beschreibungen und ist Voraussetzung für die Theorieentwicklung und strukturiert das theoretische Sampling,
      3. das Verfassen von Memos, um die Theorie zu formulieren und den Forschungsprozess zu reflektieren.

      Eine Forschungsarbeit darf sich nicht „grounded“ nennen, wenn einzelne Elemente wie das theoretische Sampling oder die offene Kodiertechnik angewendet werden, sondern nur wenn der vollständige Forschungsprozess dem Gesamtkonzept entspricht.

       
      Ressource

      Böhm, A. (2004). Theoretical coding: Text analysis in grounded theory.
      In: Flick, U., Kardorff, E.v., Steinke, I. A companion to qualitative research. London: Sage: 270-275
      Böhm, A. (2004). Theoretical coding: Text analysis in grounded theory. In: Flick, U., Kardorff, E.v., Steinke, I. A companion to qualitative research. London: Sage: 270-275

    • Zur Erinnerung: In der qualitativen Sozialforschung haben wir das Ziel, das Feld zu verstehen. Wir wollen das subjektive Erleben und Erfahrungen, Sichtweisen und Theorien verstehen, und zwar auf Ebene des Einzelfalls. Die Verallgemeinerung ist nicht das Ziel. Es interessiert uns hier nicht, wie oft ein bestimmter Typus in der Realität vorkommt, sondern wie er aufscheint, welche Merkmale ein bestimmter Typus hat.  Ziel beim Sampling in einer qualitativen Studie ist damit die qualitative Repräsentation und nicht die quantitative.

      Prinzipiell sind eine Vollerhebung und das statistische Sampling in einer qualitativen Studie natürlich auch möglich. Wir wollen hier im Qualitorial aber die qualitativen Samplingstrategien vorstellen. Im folgenden Video geben wir Ihnen einen kurzen Überblick zu den – unserer Erfahrung nach – am häufigsten eingesetzten Strategien:

      Grundsätzlich lassen sich zwei große Stoßrichtungen im Sampling in der qualitativen Sozialforschung unterscheiden, die auch kombiniert werden können: Vorab-Festlegung des Samples und schrittweise Festlegung des Samples.

        • Die Vorab-Festlegung der Samplestruktur beruht auf der Logik der Stichprobenziehung. D.h. wir wählen Personen, Gruppen, Organisationen vorab aus, die bestimmte Merkmale haben, die in einer bestimmten Verteilung vorliegen. Typische Merkmale sind: z.B. demografische Aspekte (Alter, Geschlecht, soziale Herkunft, Bildungsniveau etc.) oder weitere forschungsthematische spezifische Aspekte (z.B. Position im Unternehmen, Branche, Abteilung). Die forschungsrelevanten Merkmale werden von vornherein theoretisch begründet und werden unabhängig vom konkret untersuchten Material vor Erhebung und Analyse entwickelt.

          Die größte Gefahr bei dieser Vorgehensweise sind sogenannte Kategorienfehler, die uns hier unterlaufen können: bspw., wenn wir vorab annehmen, dass bei unserem Forschungsthema Geschlecht einen Unterschied macht, dann können wir mit dieser Vorab-Festlegung mit der Erhebung bestehende Stereotypen reifizieren/reproduzieren.

        • Beim schrittweisen Festlegen des Samples werden die Entscheidungen über die Auswahl des Datenmaterials im Laufe der Erhebung getroffen. Oft orientieren sich schrittweise Strategien auch am theoretischen Sampling. Damit ist gemeint, dass Entscheidungen über die Auswahl und Zusammensetzung des empirischen Materials (Personen, Gruppen, Unternehmen etc.) im Prozess der Datenerhebung und -auswertung gefällt werden.

          D.h. wir wählen schrittweise Personen, Gruppen, Organisationen etc. aus, bei denen wir annehmen, dass sie etwas Neues für die zu entwickelnde Theorie beitragen. Die zentrale Frage für die Datenauswahl lautet daher: Welchen Fällen wenden wir uns zur Datenerhebung als nächstes zu? Und mit welcher Absicht?

          Beim theoretischen Sampling pendeln wir zwischen Erhebung und Auswertung hin und her, bis theoretische Sättigung eintritt. Dabei wechseln wir zwischen ähnlichen und unterschiedlichen Fällen (also zwischen Homogenität und Heterogenität). Theoretisches Sampling ist nur zu empfehlen, wenn Sie wirklich „grounded“ arbeiten (Methodenwahl: Grounded Theory).

          Strategien, die beschreiben, wie die Auswahl anzugehen ist, wenn nicht nach Grounded Theory gearbeitet wird, werden bspw. von Patton (2006) aus der Evaluationsforschung vorgeschlagen:

          Gezielte Extremfälle oder abweichende Fälle: Um ein Forschungsthema zu erforschen, kann es hilfreich sein, besonders gelungene oder auch Bereiche, Fälle, die nicht gelungen sind, heranzuziehen.

          Typische Fälle: Es werden diejenigen Fälle ausgewählt, in denen z.B. der Verlauf besonders typisch für den Durchschnitt oder die Mehrzahl der Fälle ist.

          Maximale Variation: Es werden wenige, aber möglichst unterschiedliche Fälle einbezogen, um Variationsbreiten und Unterschiedlichkeiten im Feld zu erschließen. 

    • Personen aus dem Forschungsfeld werden mündlich befragt. Es werden Texte durch Kommunikation erhoben.
      Das Vorgehen hängt von der Fragestellung ab: „So viel Offenheit wie möglich, soviel Strukturierung wie nötig.“ (Helfferich, 2011).

      Das Prinzip der Offenheit bedeutet Offenheit der Forschenden gegenüber

      1. den Untersuchungspersonen,
      2. den Untersuchungssituationen und
      3. den Untersuchungsmethoden. 

      Qualitative Sozialforschung versteht sich im Gegensatz zur quantitativen Vorgehensweise nicht als Hypothesen prüfendes, sondern als Hypothesen generierendes Verfahren. Qualitativ Forschende versuchen also nicht Theorien, Konzepte oder Ideen an der Wirklichkeit zu bestätigen oder zu widerlegen, sondern Neues zu entdecken. Der Hypothesenentwicklungsprozess wird bei der Anwendung qualitativer Verfahren damit erst zu Ende des Forschungsvorhabens abgeschlossen. Die Forschenden sollen daher so offen wie möglich gegenüber neuen Entwicklungen sein, damit diese auch in die Hypothesengenerierung einfließen können.

      Die Forschenden sollen offen für mögliches Neues sein und sich nach Möglichkeit auch nicht vorab informieren, d.h. sehr bewusst mit einer naiven Haltung ins Feld gehen.

      Im Mittelpunkt qualitativer Interviews steht die Frage, was die befragte Person als relevant erachtet.

      Mögliche Formen:
      Leitfadeninterview, Expert_inneninterview, Narratives Interview

      Passende Auswertungsmethoden

      Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

      Ressource

      Aghamanoukjan, A., Buber, R., Meyer, M. (2009). Qualitative Interviews. In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung: Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 415-436.
      Froschauer, U., Lueger, M. (2003). Das qualitative Interview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: Facultas.

        • Beim Leitfadeninterview wird die Erzählperson zu einer Liste von Themen befragt. Das Gespräch wird grundsätzlich flexibel geführt, orientiert sich aber an einer Liste von Themen, die sich aus der/den Forschungsfrage/n ergeben.

          Die Strukturierung des Gesprächs erfolgt anhand eines Leitfadens. Die Fragen müssen offen, erzählgenerierend und hörer_innenorientiert formuliert sein.

          Die Erzählperson soll nicht „ausgefragt“ werden („Verhörtechnik“), die Befragten antworten oft „sozial erwünscht“ – je heikler eine Frage ist, desto stärker ist der Effekt. Merkmale des Interviewers (z.B. Alter, Aussehen) oder die Erhebungssituation (Wahrung von Anonymität) können das Antwortverhalten beeinflussen.

          Passende Auswertungsmethoden

          Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

          Face-to-Face-Interview vs. Telefon- bzw. Videointerveiw

          Leitfadeninterviews können auch via Telefon oder Videocall geführt werden und haben in einigen Fällen durchaus ihre Berechtigung. Immerhin sind Interviewpartner_innen mitunter leichter verfügbar, Anfahrtszeiten entfallen und auch die Aufnahme und Dokumentation ist durch die Technisierung einfacher geworden. Trotzdem ist der Einsatz von Telefon- bzw. Videointerviews immer abzuwägen und sollte als mögliche Alternative (nicht als selbstverständlicher Ersatz!) und nur nach Absprache mit der/m Betreuer_in bzw. dem Forschungsteam eingesetzt werden, da eine ungezwungene und natürliche Gesprächssituation meist nur in face-to-face-Situationen zu erwarten ist. Natürliche, sprachliche und v.a. auch nonverbale Reaktionen werden z.B. durch eine technische bzw. strukturierte Vorgehensweise unterbunden, verfälscht oder sind für die/den Forscher_in nicht mehr zugänglich. Einander in die Augen zu schauen, als eines der zentralen Prinzipien der Aufrechterhaltung von Kommunikation und Herstellung von Rapport, ist online schlichtweg nicht möglich (die Gesprächspartner_innen schauen nämlich de facto in die Kamera und nicht direkt in die Augen des „Gegenübers“).

          Folgendes ist im Rahmen des Samplings, der Durchführung und Interpretation von Telefon- bzw. Videointerviews zu beachten:

          • Zu beachten ist insbesondere eine fehlende oder gestörte Interaktion, da nicht unmittelbar auf die gesamte Mimik, Gestik oder Raumsituation des Gegenübers reagiert werden kann.
          • Insbesondere vulnerable Zielgruppen können meist nicht mit online- bzw. digitalen Erhebungsmethoden erreicht werden.
          • Der technische Aspekt im Zuge der Vorbereitung und Durchführung ist nicht zu unterschätzen (z.B. technische Voraussetzungen und Equipment, barrierefreie (Aufnahme-)programme, Störungen durch schlechte Internetverbindung/ Bandbreite etc.)
          • Eingesetzte Programme müssen auch vor dem Hintergrund des Datenschutzes überprüft werden (DSGVO) Verweis zu Kapitel Interviewvorbereitung/ Einwilligungserklärung

           

          Weiterführende Literatur: Dröge, K. (2020). Qualitative Interviews am Telefon oder online durchführen. QUASUS. Qualitatives Methodenportal zur Qualitativen Sozial-, Unterrichts- und Schulforschung.
          Hanna, P., Mwale, S. (2017). I’m not with you, yet I am… virtual face-to-face interviews. In Braun V., Clarke V., Gray D. (Eds.). Collecting Qualitative Data: A Practical Guide to Textual, Media and Virtual Techniques. Cambridge University Press.
          Mirick, R. G., Wladkowski, S. P. (2019). Skype in Qualitative Interviews: Participant and Researcher Perspectives. The Qualitative Report. 24(12), 3061-3072.

          Ressource

          Kruse, J. (2015). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage. Beltz Juventa.

        • Befragung von Expert*innen zum Untersuchungsgegenstand. Der Expert*innenstatus ist in erster Linie abhängig vom Forschungsgegenstand und der sozialen Repräsentation.

          Es handelt sich um eine anwendungsfeldbezogene Variante von Leitfadeninterviews. Spezifikum ist die Zielgruppe: Expert_innen stehen somit nicht als ganze Person im Fokus des Forschungsinteresses, sondern sind Repräsentanten für Handlungs- und Sichtweisen einer bestimmten Expert_innengruppe. Expert_innen zeichnen sich durch ihre Fachkompetenz und nicht zwingend durch Führungskompetenz im jeweiligen Bereich des Forschungsinteresses aus, d.h. wenn man z.B. etwas über Personalentwicklung im Unternehmen wissen möchte, würde man z.B. externe Berater_innen im Bereich Personalentwicklung interviewen.

          s. Leitfaden-Interview: Die Strukturierung des Gesprächs erfolgt anhand eines Leitfadens. Die Fragen müssen offen, erzählgenerierend und hörer_innenorientiert formuliert sein.

          Je höher der soziale Rang, umso schwieriger ist der Zugang. Es ist immer von Zeitknappheit auszugehen. Dies bedeutet, dass die Recherche im Vorfeld von Expert_inneninterviews viel umfassender auszufallen hat als bei anderen Interviews. Im Interview sollte man sich nur auf die Fragen konzentrieren, die tatsächlich auf keinem anderen Wege zu klären sind als durch das Interview. Der/die Interviewer_in sollte sich entsprechend dem Forschungsinteresse positionieren (z.B. als vorinformierter Laie oder Co-Expert_in).

          Passende Auswertungsmethoden

          Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

        • Expert_inneninterviews sind tricky. Einen sehr guten Einblick gibt Debora Niermann:

        • Im Hauptteil des Interviews erzählt die Erzählperson aus dem Stegreif (Spontanerzählung). Erfragt werden Erzählungen erlebter Erfahrungen. Dabei wird Erzähltext produziert. Ein narratives Interview orientiert sich besonders stark am Gegenüber. Die Strukturierung durch die Forschenden ist sehr gering.

          Diese Interviewform wird ohne Leitfaden durchgeführt. Am Beginn wird eine offene Erzählaufforderung oder Einstiegsfrage gestellt, die ein spontane Erzählung hervorrufen soll. Dann folgen Nachfrage- und Bilanzierungsteile. Die Übergänge sind fließend.

          Die Erzählperson hat das monologische Rederecht, d.h. Interviewende halten sich zurück, sind nicht direktiv, nicht-gesprächsführend.

          Passende Auswertungsmethoden

          Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

          Ein narratives Interview sollte nach Möglichkeit immer face-to-face stattfinden. Eine Durchführung über Telefon oder Videotelefonie ist bei dieser Methode nicht zu empfehlen. Der Rapport (Beziehungsaufbau zwischen Erzählperson und Interviewer) bzw. Mimik und Gestik, gelten insbesondere für diese Interviewform als sehr zentral, da längere Narrationen der Erzählerpersonen zu erwarten sind. Durch technische Probleme bzw. ein fehlendes Bild des Gegenübers könnte der Erzählfluss beeinträchtigt bzw. gehemmt werden.

          Ressource

          Schütze, F. (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13(3), 283-293.
          Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

    • Unter der Leitung eines qualifizierten Moderators wird ein Thema in einer Gruppe von idealerweise 5-8 Personen diskutiert. Erfahrungen und Ideen bezüglich des Themas oder einer Problemstellung sollen in der Gruppe ausgetauscht werden. Wichtig ist dabei die Interaktion zwischen den Teilnehmer*innen.

      Ähnlich wie bei einem Interview kann / soll die/der Moderator*in je nach dem Grad der Strukturiertheit des Leitfadens eine untergeordnete Rolle spielen, um dem Auftauchen neuer Themen gegenüber offen zu sein und diesen auch genügend Raum in der Diskussion zu geben. Dies fordert auch eine gewisse Flexibilität der/des Moderatorin/-s sich von den Themen der Diskussionsteilnehmer*innen leiten zu lassen. Ein Grundverständnis von Gruppenprozessen ist hilfreich, um zu verstehen, was in Fokusgruppen passieren kann und warum, um adäquat darauf reagieren zu können. Als Standard in der Literatur gilt, dass pro Forschungsprojekt mindestens zwei Fokusgruppen durchgeführt werden sollten.

      Bei der Zusammensetzung, Moderation und Interpretation ist auf dominierende Diskussionsteilnehmer/innen zu achten.

      Passende Auswertungsmethoden

      Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

      Fokusgruppe online

      Fokusgruppen können auch Online geführt werden, z.B. über das Internet bzw. über E-Mail oder andere technische Medien. Es gilt dabei zwischen der synchronen (alle TeilnehmerInnen sind gleichzeitig online) und der asynchronen Form (TeilnehmerInnen antworten zu unterschiedlichen Zeiten, Antworten sind für alle ersichtlich) zu unterscheiden (Flick, 2014). Die Online-Fokusgruppe bringt jedoch einige Schwierigkeiten und methodische Herausforderungen mit sich, z.B. hohe technische Anforderungen, geringe Gruppendynamik durch vorgegebene Strukturen, Mimik und Gestik nicht ersichtlich. Der Einsatz ist daher immer gründlich abzuwägen.

      Fokusgruppe Bezeichnung

      Der Begriff Fokusgruppe wird fälschlicherweise oft mit anderen Bezeichnungen gleichgesetzt. Insbesondere die „Gruppendiskussion“ ist aber stark von der Fokusgruppe abzugrenzen! Diese Unterscheidung wird v.a. in der englischsprachigen Literatur kaum getroffen, obwohl die Entwicklungsgeschichte der Gruppendiskussion in Deutschland fest durch sozialwissenschaftliche Traditionen und unterschiedliche theoretische Ansätze verankert ist (Mäder, 2013). Im Gegensatz zu Fokusgruppen, deren Untersuchungsgegenstand Meinungen und Einstellungen der befragten Individuen sind, steht bei Gruppendiskussionen nicht das individuelle Verhalten, sondern kollektive Orientierungen im Fokus. Im Rahmen von Gruppendiskussionen werden die Teilnehmer_innen in der Regel aus bereits bestehenden, realen Gruppen rekrutiert, da diese über eine gemeinsame Erfahrungsbasis verfügen und daher eine Selbstläufigkeit in der Kommunikation erwartet werden kann (vgl. Bohnsack 2000; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014).

      Unter dem Begriff „Gruppeninterview“ ist eine gemeinsame Befragung von Personen, die aber als Individuen „gefragt“ werden, zu verstehen. Diese Form sollte jedoch aufgrund methodischer Schwächen weitgehend vermieden werden.

      Ressource

      Barbour, R.S. (2010). Focus groups. In: Bourgeault, I. The SAGE Handbook of Qualitative Methods in Health Research. 1. Publ. London: Sage: 327-352.
      Hennink, M. M., Kaiser, B. N., Weber, M. B. (2019). What Influences Saturation? Estimating Sample Sizes in Focus Group Research. Qualitative health research, 29(10), 1483–1496.
      Hennink, M. M., Kaiser, B. N., Weber, M. B. (2019). What Influences Saturation? Estimating Sample Sizes in Focus Group Research. Qualitative health research, 29(10), 1483–1496.

    • Bei der Artefaktanalyse werden Spuren und Gebrauchsgegenstände untersucht. Die Produktion, das Auftreten und der Gebrauch der Gegenstände sagt etwas über

      1. historische Entwicklungen und damit verbundene Vorstellungen (z.B. Bauten, Werkzeuge),
      2. soziale Beziehungen und gesellschaftliche Verhältnisse (z.B. Zäune, Mauern, symbolische Markierungen, Fotos) aus.
      3. Artefakte liefern wichtige Information, wenn sprachliche Dokumente oder Beobachtungen nicht verfügbar sind (z.B. Bedeutung von und Umgang mit Architektur, Technik und Alltagsgegenständen).

      Für die Forschungsfrage relevante Artefakte werden gezielt ausgewählt und erhoben. Zur Beschreibung, Wahrnehmung und Interpretation werden Texte erstellt.

      Der Lebenszusammenhang (Kontext) von Artefakten muss mit erhoben werden. Die Auswertung soll möglichst ohne Zeitdruck im Team erfolgen, um möglichst viele Perspektiven zu reflektieren.

      Die Analyse sollte möglichst im Team und schrittweise im Hinblick auf folgende Analyseebenen durchgeführt werden:

      1. Forschungskontext: Erkenntnisinteresse
      2. Existenzbedingungen des Artefakts: Existenzgründe/-voraussetzungen
      3. Deskriptive Analyse: Materialität, Kontextcharakteristik
      4. Alltagskontextuelle Sinneinbettung: soziale Bedeutungen, involvierte Akteur_innen, Kontext
      5. Distanziert-strukturelle Analyse: Produktion, Wirkungen und Funktionen, Umgang, Integration
      6. Komparative Analyse: Vergleichbare Artefakte, typische Kontexte
      7. Zusammenfassung: Rekonstruktion des Artefaktkontextes im Hinblick auf das Erkenntnisinteresse

      Zweidimensionale Artefakte (z.B. Fotos, Plakate) sind von dreidimensionalen (z.B. Räumen) und belebten (z.B. Menschen, Tiere, Pflanzen) Artefakten zu unterscheiden.

      Mögliche Formen

      Bildanalyse, Videografische Analyse, Dokumentenanalyse

      Passende Auswertungsmethoden

      Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

      Die Artefaktanalyse kann als Erhebungs- aber auch als Auswertungsmethode eingesetzt werden!

      Ressource

      Aghamanoukjan, A., Buber, R., Meyer, M. (2009). Qualitative Interviews. In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung: Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 415-436.

      Froschauer, U., Lueger, M. (2003). Das qualitative Interview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: Facultas.

      Froschauer, U., Lueger, M. (2020) Artefaktanalyse. In: Mey G., Mruck K. Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Springer, Wiesbaden.

      Lueger, M., Froschauer, U. (2018). Artefaktanalyse: Grundlagen und Verfahren.

        • Bei der Bildanalyse werden eigene Fotodokumente der Forschenden, eigene Fotografien der Untersuchten oder bereits vorhandene Fotografien erhoben und untersucht.

          Für die Forschungsfrage relevante Bilder werden erstellt oder erhoben und ausgewählt. Zur Beschreibung, Wahrnehmung und Interpretation werden Texte erstellt.

          Es ist wichtig zu erheben, unter welchen Bedingungen ein Bild entstanden ist, für welche Zwecke es aufgenommen wurde, in welche historische Fotokultur es eingebettet ist und ob es heute anders gesehen wird als zur Zeit seiner Entstehung. Die Erhebung und Auswahl der Bilder ist besonders komplex.

          Passende Auswertungsmethoden

          Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

          Ressourcen

          Bohnsack, R. (2015). Dokumentarische Bildinterpretation: Methodologie und Forschungspraxis. Opladen [u.a.]: Budrich.
          Tell, S. (2007). Fotografien als Quelle für die qualitative Forschung in der Erziehungswissenschaft.

        • Bei der videografischen Analyse werden Filme und Videoaufzeichnungen als Datenmaterial herangezogen. Die Filme können von den Forschenden selbst erzeugt werden (wissenschaftliche Dokumentation), Privatpersonen oder Organisationen erstellen Filmmaterial zur Erinnerung an besondere Begebenheiten (z.B. Hochzeitsvideo), Filmamateure bzw. berufsmäßige Filmemacher erstellen Filme zu journalistischen oder künstlerischen Zwecken.

          Die für die Forschungsfrage relevanten Videodaten werden erstellt bzw. erhoben, transkribiert und selektiert. Die konkrete Vorgehensweise hängt stark von der Datensorte ab: Feldzugang und die Rolle der Forschenden sind zu klären. Technische Bedingungen müssen getestet werden. Kriterien der Selektion müssen gut reflektiert werden. Die Selektion orientiert sich einerseits an der Relevanz der beobachtbaren Akteure und andererseits an rekursiven Merkmalen der ablaufenden Interaktionen. Es erfolgt eine Feinanalyse der einzelnen Fragmente anhand des Transkripts. Die Interpretation sollte zusätzlich zur Einzelanalyse auch im Team erfolgen.

          Auf welche Weise die Aufzeichnung zustande gekommen ist, ist mitzuerheben.

          Passende Auswertungsmethoden

          Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

          Ressourcen

          Hampl, S. (2019). Breaking Bad—Im faustischen Rausch der Gewalt. In: Poltrum, M., Rieken, B., Ballhausen, T. Zocker, Drogenfreaks & Trunkenbolde: Rausch, Ekstase und Sucht in Film und Serie. Springer Verlag: 387–407.
          Tuma, R., Schnettler, B., Knoblauch, H. (2013). Videographie: Einführung in die interpretative Videoanalyse sozialer Situationen. Wiesbaden: Springer VS.

        • Bei der Dokumentenanalyse werden z.B. Aktennotizen, Verträge, Vermerke, Tagebücher, Statistiken, Jahresberichte, Zeugnisse, Briefe, Gutachten etc. analysiert. Sie zeigen einen Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit.

          Für die Forschungsfrage relevante Dokumente werden erhoben und selektiert.

          Layout und Äußerlichkeiten sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Dokumente sind eine eigenständige Datenebene und sollten nicht gemeinsam mit anderen Daten (z.B. Interviews) ausgewertet werden.

          Passende Auswertungsmethoden

          Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode, Artefaktenanalyse, Themenanalyse, Inhaltsanalyse, 

          Die Dokumentenanalyse ist sowohl Erhebungs- als auch Auswertungsform.

          Ressource

          Wolff, S. (2004). Dokumenten- und Aktenanalyse In: Flick, U./Kardorff, E. v./Steinke, I. Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt: 502-513.

    • Bei der teilnehmenden Beobachtung interagieren die Forschenden mit den zu Beobachtenden und übernehmen eine entsprechende Rolle. Die Forschenden werden selbst Teil des Feldes. Teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.

      Folgende Überlegungen sind anzustellen: Rolle des/r Beobachter_in, Auswahl des Beobachtungsfeldes und der Beobachtungseinheiten, Verhalten im Feld und zur Aufzeichnung. Die Erhebung der Daten erfolgt schriftlich anhand von Protokollen bzw. Feldnotizen während oder nach der Beobachtung.

      Das Dilemma von Identifikation und Distanz zum Feld ist ausführlich zu reflektieren (Gefahr der Überidentifikation mit den zu Beobachtenden: „going native“).

      In interpretativen Prozessen wird den Bedeutungen von menschlichem Verhalten eine prinzipielle Reflexivität unterstellt. Dies gilt sowohl für sprachliches (Symbole, Deutungen, Sprechakte) als auch für nonverbales Verhalten (Gesten, Handlungen usw.).

      Da jede Bedeutung reflexiv auf das Ganze verweist, wird die Bedeutung eines Handelns oder eines sprachlichen Ausdrucks nur durch den Rekurs auf den symbolischen oder sozialen Kontext seiner Erscheinung verständlich. Im Sinne der hermeneutischen Zirkularität von Sinnzuweisung und Sinnverstehen setzt somit ein Verständnis der Einzelakte bzw. des Verhaltens immer ein Verständnis des Kontextes voraus.

      Die Reflexivität der Methode setzt daher auch eine reflektierte Einstellung der/des Forschenden sowie die Anpassungsfähigkeit seiner Untersuchungsmethoden und -instrumente voraus.

      Passende Auswertungsmethoden

      Inhaltsanalyse, Themenanalyse

      Ressource

      Lamnek, S. (2010). Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe.
      Ruso, B. (2009). Qualitative Beobachtung. In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung: Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 525-536

    • Bei der nicht teilnehmenden Beobachtung beobachten die Forschenden das interessierende Verhalten von außen. Nicht teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.

      Bei der nicht teilnehmenden Beobachtung beobachten die Forschenden das interessierende Verhalten von außen. Nicht teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.

      Es besteht die Gefahr, Erklärungsmuster aus der eigenen Lebenswelt auf die zu beobachtende Situation zu übertragen und so eigentlich fremdes Verhalten an eigenen Erwartungen zu messen und zu beurteilen („Ethnozentrismus“).

      Passende Auswertungsmethoden

      Inhaltsanalyse, Themenanalyse

      Ressourcen

      Ruso, B. (2009). Qualitative Beobachtung. In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung: Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 525-536
      Weischer, C., Gehrau, V. (2017). Die Beobachtung als Methode in der Soziologie. Konstanz:
      UVK Verlagsgesellschaft mbH: München: UVK Lucius.

    • Die Einzelfallstudie ist ein Forschungsansatz, in dem ein Fall (Person, Gruppe, Organisation, Institution, Kultur, etc.) ganzheitlich im realen Kontext untersucht wird.

      Ein für die Forschungsfrage „typischer“ Fall wird ausgewählt. Es werden mehrere Erhebungsmethoden (z.B. Interviews, Fokusgruppen, Beobachtung, etc.) bei der Datenerhebung eingesetzt (multimethodisches Vorgehen).

      Triangulation

       „Triangulation beinhaltet die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven auf einen untersuchten Gegenstand oder allgemeiner: bei der Beantwortung von Forschungsfragen. Diese Perspektiven können sich in unterschiedlichen Methoden, die angewandt werden, und/oder unterschiedlichen gewählten theoretischen Zugängen konkretisieren, wobei beides wiederum mit einander in Zusammenhang steht bzw. verknüpft werden sollte. Weiterhin bezieht sie sich auf die Kombination unterschiedlicher Datensorten jeweils vor dem Hintergrund der auf die Daten jeweils eingenommenen theoretischen Perspektiven. Diese Perspektiven sollten so weit als möglich gleichberechtigt und gleichermaßen konsequent behandelt und umgesetzt werden. Durch die Triangulation (etwa verschiedener Methoden oder verschiedener Datensorten) sollte ein prinzipieller Erkenntniszuwachs möglich sein, dass also bspw. Erkenntnisse auf unterschiedlichen Ebenen gewonnen werden, die damit weiter reichen, als es mit einem Zugang möglich wäre.“ (Flick, 2011, S.12)
      Flick, Uwe. (2011) Triangulation. 3., Aktualisierte Auflage ed. Wiesbaden: VS Verlag Für Sozialwissenschaften.

      Der Erkenntnisnutzen muss auch über den Einzelfall hinaus bestehen. Besonders in der Einzelfallstudie ist ein theoriegeleitetes Vorgehen wichtig.

      Passende Auswertungsmethoden
    • Über die soziale Repräsentationen durch freie Assoziationen

      Soziale Repräsentationen sind Vorstellungen und Verständnisse welche mittels freier Assoziationen erfasst werden. Da die Vorstellungen und Verständnisse einzelner Menschen über soziale Prozesse erlernt werden ist die Methode der freien Assoziationen dazu geeignet, gesellschaftliche Vorstellungen und Verständnisse empirisch zu untersuchen. Freie Assoziationen sind eine empirische Methode zur möglichst offenen, d.h. nicht standardisierten Erfassung von menschlichem Erleben und Verhalten. Dabei werden Versuchspersonen z.B. im Zuge einer standardisierten Befragung mittels Fragebogens offen nach ihren ersten (z.B. 3) Gedanken zu einem bestimmten Stimulus (z.B. in Form eines Wortes oder Bildes) befragt. Die Funktion der sozialen Repräsentation ist es neue unbekannte Inhalte vertraut zu machen. Dabei werden neue Inhalte dem System von bestehenden Wissensinhalten zugeordnet (Kategorisierung bzw. Objektivierung; siehe auch el Sehity & Kirchler, 2006).

      Die lexikographische Analyse ist eine deskriptive Methode zur Visualisierung von freien Assoziationsdaten. Identische Assoziationen werden auf Basis (a) ihrer Häufigkeiten und (b) ihres Ranges in einer Assoziationskette gruppiert. Durch die Gruppierung können unterschiedliche Vorstellungen und Verstädnisse zu einem Thema getrennt werden und auch mehrere unterschiedliche Stichproben miteinander verglichen werden. Die aufbereiteten Daten können in als Variable(n) in quantiativen Zusammenhangs- und Vergleichsanalysen einfließen und in einem zweidimensionalen Koordinatensystem dargestellt werden (Kuhlich, el Sehity & Kirchler, 2005). 

      Hier finden Sie drei Best-Practice-Beispiele zur Anwendung der Methode in unterschiedlichen Themengebieten:
      - Friederici, Kathrin (2011). "Was ist Multikulturalismus?" Inhalt und Struktur der Sozialen Repräsentation von Multikulturalismus an einer Berliner Stichprobe (Diplomarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin).
      - Marx, Vivien (2018). Soziale Repräsentation gemeinnütziger Organisationen - Was Österreicher_innen über gemeinnützige Organisationen denken und wie sich das auf ihr Spendenverhalten auswirkt (Masterarbeit an der Ferdinand Porsche FERNFH).
      - Vogel, Sandra/Kollmeyer, Marlene/Schober, Barbara/Lüftenegger, Marco (2019). Soziale Repräsentationen von „Hochbegabung“ und „besonderer Begabung“ bei österreichischen Lehramtsstudierenden. Erziehung und Unterricht, 169, 65-74.

        • Mittels einer Themenanalyse werden auf Basis von ausgewählten Texten, Spezifika einer Themendarstellung und der Zusammenhang verschiedener Themen erhoben.
          Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage werden markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. Durch ein Clustern der vorliegenden Codes entstehen Themen. Diese werden charakterisiert und Unterschiede zwischen den Themen werden herausgearbeitet. Die Interpretation sollte möglichst im Team erfolgen.
          Es ist insgesamt nur geringe analytische Tiefe möglich.

           

          Die Themenanalyse nach Froschauer und Lueger ist für viele Master- und Bachelorarbeiten ein geeignetes Auswertungsverfahren. Es ist kodifiziert und dennoch sehr flexibel in der Anwendung. In ihrem Buch wird das Verfahren sehr genau beschrieben (S. 158ff).

          Ressource

          Braun V., Clarke V. (2006). Using thematic analysis in psychology. Qualitative Research in Psychology. 2006;3(2):77–101.

        • Das Video zeigt die Themenanalyse und ihre Phasen im Überblick.

        • Wie kann ich codieren und Codes bezeichnen- am Beispiel eines Forschungsprojektes. 
          Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage werden markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. 

        • Durchführung einer Themenanalyse mit MAXQDA.
          Durch ein Clustern der vorliegenden Codes entstehen Themen. Diese werden charakterisiert und Unterschiede zwischen den Themen werden herausgearbeitet. 

        • Erste Themen werden aus den bereits codierten Daten generiert. 

        • Mittels einer Inhaltsanalyse werden auf Basis von ausgewählten Texten, Einstellungen, Merkmale und/oder Strukturen sowie deren Beziehungen erhoben.
          Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. Vorliegende Codes (Textelemente) werden Kategorien zugeordnet. Kategorien werden auf Basis der Forschungsfrage/n bzw. des Textmaterials definiert und erarbeitet. Dieses Vorgehen kann einerseits theoriegeleitet sein (deduktiv) oder sich anderseits direkt am Material orientieren (induktiv). Auch eine Kombination dieser beiden Vorgehensweisen ist möglich. Abschließend wird das Kategoriensystem möglichst im Team interpretiert.

          In der Literatur existieren sehr unterschiedliche Definitionen und Vorgehensweisen! Je nach Forschungsfrage und -gegenstand können unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt werden. Es ist insgesamt nur geringe analytische Tiefe möglich.

          Ganz grob gesehen folgen inhaltsanalytische Verfahren meist diesem allgemeinen Ablauf:

          • Definition der Analyseeinheit (Wort, Bedeutungseinheit, Satz)
          • Erstellung Kategoriensystem
            • nach Themen und Inhalten
            • nach Richtung: Bewertung/Konnotation
          • Kodieren, d.h. Analyseeinheiten zu Kategorien zuordnen
          • Auswerten: Zusammenhänge und Kontingenzen finden bzw. herstellen, abstrahieren, interpretieren
          Ressourcen

          Boyatzis, R.E. (1998). Transforming Qualitative Information: Thematic Analysis and Code Development. Thousand Oaks, CA: Sage.
          Krippendorff, K. (2013). Content analysis: an introduction to its methodology (3rd ed). Los Angeles/ London: SAGE.
          Kuckartz, U. (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
          Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken.
          12. Auflage. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.

        • Bei Forschungsvorhaben, bei denen nicht nur Sachinformationen erforscht werden sollen, sondern auch darunterliegende Werte und latenter Sinn, sind rekonstruktiv-hermeneutische Verfahren der Textanalyse passende Methoden.

          Im Rahmen der rekonstruktiv- hermeneutischen Methode werden aus Texten zentrale Motive, Deutungsmuster, Sichtweisen und Thematisierungsregeln herausgearbeitet. Die zentralen Motive können gebündelt werden und somit eine abschließende Interpretation ermöglichen. Die Aufmerksamkeitsebenen

          1. Interaktion
          2. Syntaktik
          3. Semantik und
          4. Erzählfiguren

          stehen im Fokus der Analyse.
          Die Analyse erfolgt immer im Team: zuerst wird getrennt analysiert und danach erfolgt der Abgleich im Team. Neben dem Inhaltsaspekt wird eingangs eine Deskription mit Bezug auf die vier Aufmerksamkeitsebenen vorgenommen, ohne bereits zu interpretieren. Danach werden für die einzelnen Passagen Lesearten / Deutungen vorgeschlagen und nach zentralen Motiven gesucht, die sich fortsetzen (=Interpretation).

           
          Ressourcen

          Kruse, J. (2007). Reader „Einführung in die qualitative Interviewforschung“, Freiburg.
          Kruse, J. (2015). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage. Beltz Juventa.

        • Textanalyse-Workshop zum rekonstruktiv-hermeneutischen Verfahren:

          Dieser Workshop soll Ihnen virtuell die rekonstruktiv-hermeneutische Methode der Textanalyse vermitteln. Wenn Sie Ihre Texte inhaltsanalytisch auswerten, finden Sie ebenfalls Unterstützung in diesem Workshop. Teile davon wurden im Zuge eines realen Workshops an der FERNFH Wien im Dezember 2014 aufgezeichnet. 

          Das beste Lernergebnis erzielen Sie, wenn Sie sich die Videos ansehen und anhand des Übungsbeispiels die Analysemethode ausprobieren. Drucken Sie sich dafür das Übungsbeispiel: Interview aus Karriereforschungsprojekt aus, lesen Sie die Textstellen durch, und gehen Sie wie beschrieben vor. Der gesamte Workshop (ohne eigenständiges Üben) dauert rund eine Stunde und 20 Minuten.

          Die einzelnen Workshop-Teile können Sie hier ansteuern:

        • Weiterführende Literatur:

        • von Gabriele Lucius-Hoene, Arnulf Deppermann: Sehr detaillierte Anleitung zur rekonstruktiven Analyse von Interviews

        • Dies ist ein Artikel zur Metaphernanalyse. Auch wenn Sie nicht an dieser Methode interessiert sind, zahlt es sich aus, diesen amüsanten Artikel zu überfliegen! Der Titel ist übrigens: "Die Spermien und das Meer" ;-).

        • Mittels einer Inhaltsanalyse werden auf Basis von ausgewählten Texten, Einstellungen, Merkmale und/oder Strukturen sowie deren Beziehungen erhoben.
          Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. Vorliegende Codes (Textelemente) werden Kategorien zugeordnet. Kategorien werden auf Basis der Forschungsfrage/n bzw. des Textmaterials definiert und erarbeitet. Dieses Vorgehen kann einerseits theoriegeleitet sein (deduktiv) oder sich anderseits direkt am Material orientieren (induktiv). Auch eine Kombination dieser beiden Vorgehensweisen ist möglich. Abschließend wird das Kategoriensystem möglichst im Team interpretiert.

          In der Literatur existieren sehr unterschiedliche Definitionen und Vorgehensweisen! Je nach Forschungsfrage und -gegenstand können unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt werden. Es ist insgesamt nur geringe analytische Tiefe möglich.

          Passende Auswertungsmethoden

          (Einzel-)Interview, Leitfadeninterview, Expert_inneninterview, Fokusgruppe, Teilnehmende Beobachtung, Nicht teilnehmende Beobachtung, Dokumentenanalyse

          Ressourcen

          Boyatzis, R.E. (1998). Transforming Qualitative Information: Thematic Analysis and Code Development. Thousand Oaks, CA: Sage.
          Krippendorff, K. (2013). Content analysis: an introduction to its methodology (3rd ed). Los Angeles/ London: SAGE.
          Kuckartz, U. (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
          Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken.
          12. Auflage. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.

        • Bohnsack knüpft als Begründer der DM an die Kultur- und Wissenssoziologie Karl Mannheims an. Es sollen kollektiv geteilte Orientierungsmuster herausgearbeitet und somit Handlungsweisen von Individuen erklärt werden.

          Im Zuge der DM werden Texte im Hinblick auf ihren „immanenten“ und „dokumentarischen“ Sinngehalt analysiert. Diese Differenz ist auch in den beiden zentralen Arbeitsschritten zu berücksichtigen:

          1. Bei der formulierenden Interpretation einerseits und
          2. der reflektierenden Interpretation andererseits, geht es darum, das, was wörtlich gesagt wird, vom Rahmen in dem es behandelt wird, zu unterscheiden.
          3. Im Zuge der Fall- oder Diskursbeschreibung wird der Diskursverlauf nacherzählt und mit Zitaten belegt.
          4. Abschließend folgt eine fallübergreifende Analyse mit dem Ziel eine Typenbildung vorzunehmen.Die Methode ist sehr komplex und umfangreich und v.a. für kleinere Forschungsprojekte nicht geeignet. Oft werden auch nur die ersten 2-3 Auswertungsschritte durchgeführt.
        • Es gibt viele unterschiedliche Meinungen zu Software, die bei der Analyse qualitativer Daten unterstützt. Entscheiden Sie selbst, abhängig von Ihrer Fragestellung, Ihrem Studiendesign, Ihrer Arbeitsweise und Ihrer Affinität zu Computerprogrammen, ob Sie ein solches Programm einsetzen möchten. Beachten Sie nur: Das Programm nimmt Ihnen die Analyse- und vor allem Interpretationsarbeit nicht ab, es unterstützt Sie lediglich in der Strukturierung der Daten und u.U. beim Finden von Zusammenhängen.

          Ich selbst arbeite mit Papier und Bleistift und einem Programm und zwar mit NVIVO 12. Für mich ist das eine optimale Kombination.

          Hier finden Sie eine Reihe von Softwareprogramme, die bei der Strukturierung von Daten unterstützen. Die meisten bieten Webinare und Tutorials an, einige auch kostenlose Testversionen oder zumindest ermäßigte Preise für Studierende:

    • Wie kann ich KI Tools in der qualitativen Sozialforschung nutzen? Das Video gibt Einblick mit Fokus auf den Forschungsschritt der Textanalyse.