Die meisten Forscher*innen erheben neue Daten, um die aufgestellten Hypothesen gezielt beantworten zu können. Vielfach sind die benötigten Variablen auch in öffentlichen Paneldatensätzen vorhanden. Öffentliche Paneldaten sind ein enorm wertvolles Gut für die Wissenschaft und Gesellschaft. Sie senken die Hürden für empirische Forschung und liefern gleichzeitig hohe statistische Aussagekraft (siehe statistische Power), die notwendig ist, um komplexe soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge und deren Ursachen zu verstehen, auch wenn die Effekte klein sind. Bei den meisten Paneldaten handelt es sich um öffentlich zugängliche (meist jedoch mit Anmeldung), repräsentative Längsschnitterhebungen, bei denen ein Fragebogen einem großen, repräsentativen Sample aus der Bevölkerung mehrfach (meistens alle paar Jahre) vorgelegt wird. Deshalb sind mit Paneldaten oft auch für Längsschnittanalysen und Verlaufsanalysen geeignet, deren Erhebung sehr langwierig, aufwendig und teuer sind.
Vorteile der Nutzung von Paneldaten:
- Gütekriterium der Ökonomie ist erfüllt
- Kostenlose oder sehr günstige Nutzung eines sehr kostenintensiv erhobenen Datensatzes hoher Qualität (große Stichproben von oft Tausenden von Teilnehmer*innen, werden unter hohen wissenschaftlichen Standards erhoben)
- Analyse von Dynamiken und Veränderungen im Längsschnitt (z.B. um Prozesse oder Veränderungen über die Zeit offenzulegen)hule Fortschritte machen.
- Möglichkeit der Annäherung an Kausalaussagen (durch die Trennung der Erhebung der unabhängigen und der abhängigen Variablen sowie durch die Repräsentativität der Paneldaten für die Gesamtgesellschaft, in der sie erhoben wurden)
- Transparenz und Reproduzierbarkeit der eigenen Analysen (da auch die Leser*innen Ihrer Studie sich Zugang zu dem analysieren Paneldaten verschaffen und so "nachrechnen", d.h. Ihre Studie reproduzieren könnten)
Beispiele von Paneldaten:
- European Working Conditions Survey (EWCS), Querschnittbefragung in allen EU-Ländern (kein Längsschnitt), alle 5 J., seit 1990, Themen: demographische Daten, Arbeitsbedingungen, subjektives Wohlbefinden...
- Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE), Personen ab 50 Jahren in EU-Ländern, alle 5 J., seit 1990, Themen: Gesundheit (physisch und psychisch), ökonomische Lage (Arbeit, Rente, Vermögen), soziale Netzwerke, familiäre Unterstützung...
- Sozio-oekonomische Panel (SOEP) in Deutschland, jährlich seit 1984, Themen: Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit, Persönlichkeitsmerkmale, politische Einstellungen, subjektives Wohlbefinden...
- BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, Querschnittbefragung in Deutschland (kein Längsschnitt), seit 2006, alle 6 Jahre, Themen: Arbeitsplatz, Arbeitsanforderungen, Arbeitsbelastung, Aus- und Weiterbildung, subjektives Wohlbefinden...
- Deutscher Alterssurvey (DEAS) in Deutschland seit 1996, ca. alle 3 Jahre, Themen: Arbeit und Ruhestand, Einkommen und Vermögen, Freiwilliges Engagement, Digitalisierung und Technik, soziale Beziehungen und Einsamkeit, Unterstützung und Pflege, Wohnen, Einstellungen und Altersdiskriminierung, Gesundheit und Wohlbefinden...
- Family Research and Demographic Analysis (FReDA) - Das familiendemografische Panel in Deutschland, zweimal jährlich seit 2020 (Daten seit 2008 verfügbar, damals noch Pairfam-Panel), Themen: demografische, ökonomische, psychologische und soziologische Themen
- Austrian Socio-Economic Panel (ASEP), alle 2 Jahre, seit 2023, Themen: Arbeit, Bildung, Einkommen, Einstellungen, Familie, Gesundheit,...