Abschnittsübersicht

  • Über die strukturierte (oder systematische) Beobachtung

    Die wissenschaftliche Beobachtung ist im Gegensatz zu zufälligen Alltagsbeobachtungen zielgerichtet und methodisch kontrolliert. Sie wird beispielsweise dann angewandt, wenn allein die Tatsache, dass eine Untersuchung durchgeführt wird, das Verhalten, das untersucht werden soll, verändern oder beeinträchtigen könnte.

    Beobachtungsstudien unterscheiden sich auch darin, ob es sich um eine teilnehmende oder um eine nichtteilnehmende Beobachtung handelt. Bei der teilnehmenden Beobachtung nehmen die Forscher*innen am untersuchten Geschehen teil. Es wird damit gerechnet, dass bei dieser Form der Beobachtung Einblicke erhalten werden, die Außerstehenden verschlossen bleiben. Allerdings kann der natürliche Ablauf des Geschehens durch Aktivitäten der Forschenden verändert werden. Die nichtteilnehmende Beobachtung bietet den Vorteil, dass sich die Beobachtenden vollständig auf das Geschehen und das Protokollieren konzentrieren können. Die Forscher*innen nehmen nicht am Geschehen teil, sondern beobachten dies nur.

    Weiters gilt es zwischen offenen und verdeckten Beobachtungen zu differenzieren: Bei der offenen Beobachtung ist den beobachteten Personen bekannt, dass sie beobachtet werden, während sie dies bei der verdeckten Beobachtung nicht bemerken (sollen).

    Wir empfehlen folgende zwei Buchkapitel für weitere Informationen zur strukturierten, quantitativen Beobachtung sowie Beispielen aus der Forschungspraxis:

    Gehrau, Volker/Schulze, Anne (2013). Quantitative Beobachtung: Grundprinzipien und Anwendungen. In Möhring, Wiebke/Schlütz, Daniela (Hrsg.). Handbuch standardisierte Erhebungsverfahren in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: Springer.

    Thierbach, Cornelia/Petschick, Grit (2022). Beobachtung. In Baur, Nicole/Blasius, Jörg (Hrsg.). Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer.

    • Praktische Vorgehensweise bei der strukturierten (oder systematischen) Beobachtung

      1. Operationalisierung der Hypothesen: Umwandlung der theoretischen Variablen in empirisch messbare Merkmale (z.B. Wörter, Gesten), so genannte Kategorien

      2. Überlegungen zu Analyseinheiten und -verfahren: Überlegen Sie sich welche Personen/Situationen Sie interessieren, wo und wie diese stattfinden und wie Sie diese beobachten können, möglichst ohne viel Einfluss auf die zu beobachtende Person/Situation zu nehmen. Der Einsatz apparativer Hilfen, wie beispielsweise Videoaufnahmen, kann eine große Hilfe sein, da die untersuchten Vorgänge wiederholt betrachtet und ausgewertet werden können. Allerdings kann das Vorhandensein einer Videokamera das Verhalten der Untersuchten beeinflussen bzw. gänzlich von ihnen abgelehnt werden.

      3. Erstellung eines genauen Beobachtungsplans: Dieser Plan sollte vorschreiben:

      • was (und bei mehreren Beobachter*innen auch von wem) zu beobachten ist, d.h. welche Beobachtungen für die Studie wesentlich sind,
      • welche Beobachtungen für die Studie unwesentlich sind,
      • wie das Beobachtete zu protokollieren ist,
      • ob bzw. in welcher Weise das Beobachtete gedeutet werden darf und
      • wann und wo die Beobachtung stattfindet.

      4. Durchführung der strukturierten (oder systematischen) Beobachtung: Häufigkeit des Vorkommens der jeweiligen Kategorien im Zuge der Beobachtung zählen