Abschnittsübersicht

  • Über die Analyse von Text- und Multimediadaten

    Verschiedene Arten von Text- und Multimediadaten können gesammelt und empirisch analyst werden. Vor allem Textanalysen sind ein beliebtes Mittel um soziologische aber auch psychologische Fragestellungen zu klären, denn die Wörter, die wir im täglichen Leben verwenden, spiegeln wider, in welchen sozialen Beziehungen wir stehen und was wir erleben bzw. wie wir die Welt erleben und gestalten. 

    Im Kontrast zu Primärerhebungsdaten aus Experimenten und Befragungen wurden die Daten aus Texten und Multimediainhalten nicht für den Zweck der Forschung produziert. Die Inhaltsanalys von Texten und Multimediainhalten ist demnach ein nicht-reaktives Verfahren, d.h. die Untersuchungsinhalte konnten nicht durch die Datenerhebungstechnik selbst verzerrt werden. Die außerwissenschaftliche Herkunft der Daten macht es allerdings notwendig, die Herkunft der Daten zu kontrollieren und auf Ihre Validität zu testen. 

    Text- und Multimediadaten sind qualitative Inhalte, welche mittels quantitativer (aber auch qualitativer) Inhaltsanalyse bewertet werden können. Mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse können Sie eine geringe Anzahl an Texten oder anderen Daten untersuchen, dafür aber wesentlich detaillierter mit dem Ziel diese zu verstehen und neue theoretische Überlegungen zu entwickeln. Die quantitative Inhaltsanalyse hingegen hat das Ziel zu beschreiben und zu erklären. Sie wendet eine begrenzte Anzahl an Merkmalen auf möglichst viele Fälle an. Bei der quantitativen Inhaltsanalyse fließen also nur die Merkmale in die Untersuchung ein, die relevant sind für die Testung der Hypothese(n) und somit Beantwortung der Forschungsfrage(n). Dabei werden Texte oder Multimediadaten (Bild, Audio oder Video) gesammelt und entlang einer zuvor erstellten Liste von Kategorien analysiert. Diese vordefinierten Analysekategorien und deren Definition werden in einem Codebuch dokumentiert. Das Codebuch ist ein Regelwerk und Kernstück jeder inhaltsanalytischen Studie.

    Der Nachteil der quantitativen Inhaltsanalyse ist, dass Texte nicht in der Tiefe untersucht werden können, sondern nur anhand einiger ausgewählter Merkmale in der Breite. Das schränkt die Flexibilität der Analyse in gewisser Weise ein. Allerdings liegt der Vorteil eindeutig in der Quantität – es ist möglich, viele Texte zu untersuchen und so ein (annähernd) repräsentatives Ergebnis für die gewählte Stichprobe zu erhalten.

    • Praktische Vorgehensweise bei der Inhaltsanalyse von Text- und Multimediadaten

      1. Operationalisierung der Hypothesen: Umwandlung der theoretischen Variablen in empirisch messbare Merkmale (z.B. Wörter, Gesten), so genannte Kategorien

      2. Auswahl der Analyseinheiten: Konkret abstecken, welche Texte, Kommunikationen, Bilder, Audios, Videos etc. analysiert werden

      3. Erstellung eines Codebuchs: Mögliche Struktur des Codebuchs zur Dokumentation der Vorgehensweise Ihrer quantitativer Inhaltsanalyse: 

      • Einleitung: Forschungsfrage, Hypothesen und Forschungsvorhaben inkl. zu analysierende Daten als Kontext, warum das Codebuch entwickelt wurde. Kurze Darstellung, wie die Analysekategorien entwickelt wurden - deduktiv (d.h. theoriegeleitet) oder induktiv (d.h. aus dem gesammelten Datenmaterial heraus) oder beides? Baut das Codebuch auf einem vorhandenen Codebuch auf?
      • Übersicht der Kategorien bzw. Codes: Übersichtstabelle, die alle Codes auflistet. 
      • Beschreibung der Kategorien: Beschreibung, was jede einzelne Kategorie aussagt inkl. Bedingungen, wann diese Kategorie beim gewählten Material zutrifft (dabei auch mind. ein Beispiel aus dem Datenmaterial nennen)
      • Literaturverzeichnis


      4. Durchführung der quantitativen Inhaltsanalyse
      : Häufigkeit des Vorkommens der jeweiligen Kategorien im Datenmaterial zählen

      Dieses Buchkapitel enthält noch viel detailliertere Informationen zur Vorgehensweise bei einer systematischen inhaltlichen Analyse von Text- und Multimediadaten. Wir empfehlen Ihnen weiters diese Videoanleitung zur Erstellung eines Codebuchs für eine quantitative Inhaltsanalyse von Text- und Multimediadaten.