Die Zielpopulation und die Stichprobe
Die Gesamtheit aller Fälle, über die durch eine Studie etwas ausgesagt werden soll, nennt man (Ziel-)Population oder Grundgesamtheit. Je nach Größe der Zielpopulation werden entweder alle interessierenden Fälle untersucht (Vollerhebung, z.B. alle Einwohner*innen eines kleinen Dorfes) oder eine Stichprobe von Fällen ausgewählt (Teilerhebung, z.B. eine Stichprobe aus der österreichischen Bevölkerung). Eine Stichprobe beschreibt die endliche, möglichst repräsentative Teilmenge von Personen einer Zielpopulation, die beobachtet werden um Rückschlüsse auf die Gegebenheiten in der unendlichen Grundgesamtheit zu ziehen.
„Gute Stichproben“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie der Grundgesamtheit hinsichtlich möglichst vieler Merkmale und Merkmalskombinationen gleichen, das heißt, dass sie repräsentativ sind. Zu beachten ist dabei, dass die sogenannte „Auswahlgesamtheit“ (= Personen, die eine Chance haben, in die Stichprobe zu gelangen) nicht unbedingt der angestrebten Grundgesamtheit entsprechen muss.
Ziel
dieser Phase ist es, die Zielpopulation, welche durch die (Ergebnisse der) Forschungsfrage betroffen ist, zu definieren und zu entscheiden, ob diese vollständig beobachtet werden kann. Da eine Vollerhebung selten in Frage kommt gilt es in dieser Phase oft auch zu definieren, aus welchen Personen/Einheiten sich Ihre Stichprobe zusammensetzt um die Zielpopulation möglichst gut zu repräsentieren.
Orientierende Fragen bei der Definition von Population und Stichprobe
- Wen betriffts?
- Wie charakterisieren sich die, die es betrifft?
- Erreiche ich alle, die es betrifft?
Eigenheiten qualitativer und quantitativer Forschung
Die qualitative Sozialforschung hat das Ziel, das subjektive Erleben und Erfahrungen, Sichtweisen und Theorien zu verstehen, und zwar auf Ebene des Einzelfalls. Ziel beim Sampling in einer qualitativen Studie ist daher die qualitative Repräsentation und nicht die quantitative. Die Definition der zu untersuchenden Stichprobe lassen sich im Laufe des qualitativen Forschungsprozesses demnach bei Bedarf noch verändern.
- Die Vorab-Festlegung der Samplestruktur beruht auf der Logik der Stichprobenziehung. D.h. wir wählen Personen, Gruppen, Organisationen vorab aus, die bestimmte Merkmale haben, die in einer bestimmten Verteilung vorliegen. Typische Merkmale sind: z.B. demografische Aspekte (Alter, Geschlecht, soziale Herkunft, Bildungsniveau etc.) oder weitere forschungsthematische spezifische Aspekte (z.B. Position im Unternehmen, Branche, Abteilung). Die forschungsrelevanten Merkmale werden von vornherein theoretisch begründet und werden unabhängig vom konkret untersuchten Material vor Erhebung und Analyse entwickelt. Die größte Gefahr bei dieser Vorgehensweise sind sogenannte Kategorienfehler, die uns hier unterlaufen können. Wenn Sie z.B. vorab annehmen, dass beim Forschungsthema Geschlecht einen Unterschied macht, dann können Sie mit dieser Vorab-Festlegung bestehende Stereotypen reifizieren/reproduzieren.
- Beim schrittweisen Festlegen des Samples werden die Entscheidungen über die Auswahl des Datenmaterials im Laufe der Erhebung getroffen. Oft orientieren sich schrittweise Strategien am theoretischen Sampling (Entscheidungen über die Auswahl und Zusammensetzung des empirischen Materials - Personen, Gruppen, Unternehmen etc. - werden im Prozess der Datenerhebung und -auswertung gefällt. Dabei werden schrittweise Personen, Gruppen, Organisationen etc. ausgewählt, bei denen angenommen wird, dass sie etwas Neues für die zu entwickelnde Theorie beitragen. Umgekehrt werden solche ausgeschlossen, von denen angenommen wird, dass sie nichts Neues mehr beitragen können - dies nennt man auch theoretische Sättigung) oder an Fallstudien mit gezielten Extremfällen oder abweichenden Fällen (Um ein Forschungsthema zu erforschen, kann es hilfreich sein, besonders gelungene oder auch Bereiche, Fälle, die nicht gelungen sind, heranzuziehen), typischen Fällen (Es werden diejenigen Fälle ausgewählt, in denen z.B. der Verlauf besonders typisch für den Durchschnitt oder die Mehrzahl der Fälle ist) oder maximaler Variation (Es werden wenige, aber möglichst unterschiedliche Fälle einbezogen, um Variationsbreiten und Unterschiedlichkeiten im Feld zu erschließen).
In der quantitativen Forschung werden Sie einmal Ihre Stichprobe definieren (siehe Vorab-Festlegung oben) und diese dann eher nicht mehr verändern da Sie Prozesse oder Phänomene für genau diese Population (verallgemeinert) erklären wollen.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Stichproben in der qualitativen und quantitativen Forschung.
Wenn Sie nun Klarheit über Ihre Forschungsfrage(n) und die zu untersuchende Zielpopulation haben müssen Sie nun für ein Forschungsdesign entscheiden. Das nachfolgende Kapitel hilft Ihnen zu entscheiden, ob Sie Ihre Studie qualitativ oder quantitativ designen.