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    • Unter der Leitung eines qualifizierten Moderators wird ein Thema in einer Gruppe von idealerweise 5-8 Personen diskutiert. Erfahrungen und Ideen bezüglich des Themas oder einer Problemstellung sollen in der Gruppe ausgetauscht werden. Wichtig ist dabei die Interaktion zwischen den Teilnehmer*innen.

      Ähnlich wie bei einem Interview kann / soll die/der Moderator*in je nach dem Grad der Strukturiertheit des Leitfadens eine untergeordnete Rolle spielen, um dem Auftauchen neuer Themen gegenüber offen zu sein und diesen auch genügend Raum in der Diskussion zu geben. Dies fordert auch eine gewisse Flexibilität der/des Moderatorin/-s sich von den Themen der Diskussionsteilnehmer*innen leiten zu lassen. Ein Grundverständnis von Gruppenprozessen ist hilfreich, um zu verstehen, was in Fokusgruppen passieren kann und warum, um adäquat darauf reagieren zu können. Als Standard in der Literatur gilt, dass pro Forschungsprojekt mindestens zwei Fokusgruppen durchgeführt werden sollten.

      Bei der Zusammensetzung, Moderation und Interpretation ist auf dominierende Diskussionsteilnehmer/innen zu achten.

      Passende Auswertungsmethoden

      Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode (DM), Rekonstruktiv- hermeneutische Methode

      Fokusgruppe online

      Fokusgruppen können auch Online geführt werden, z.B. über das Internet bzw. über E-Mail oder andere technische Medien. Es gilt dabei zwischen der synchronen (alle TeilnehmerInnen sind gleichzeitig online) und der asynchronen Form (TeilnehmerInnen antworten zu unterschiedlichen Zeiten, Antworten sind für alle ersichtlich) zu unterscheiden (Flick, 2014). Die Online-Fokusgruppe bringt jedoch einige Schwierigkeiten und methodische Herausforderungen mit sich, z.B. hohe technische Anforderungen, geringe Gruppendynamik durch vorgegebene Strukturen, Mimik und Gestik nicht ersichtlich. Der Einsatz ist daher immer gründlich abzuwägen.

      Fokusgruppe Bezeichnung

      Der Begriff Fokusgruppe wird fälschlicherweise oft mit anderen Bezeichnungen gleichgesetzt. Insbesondere die „Gruppendiskussion“ ist aber stark von der Fokusgruppe abzugrenzen! Diese Unterscheidung wird v.a. in der englischsprachigen Literatur kaum getroffen, obwohl die Entwicklungsgeschichte der Gruppendiskussion in Deutschland fest durch sozialwissenschaftliche Traditionen und unterschiedliche theoretische Ansätze verankert ist (Mäder, 2013). Im Gegensatz zu Fokusgruppen, deren Untersuchungsgegenstand Meinungen und Einstellungen der befragten Individuen sind, steht bei Gruppendiskussionen nicht das individuelle Verhalten, sondern kollektive Orientierungen im Fokus. Im Rahmen von Gruppendiskussionen werden die Teilnehmer_innen in der Regel aus bereits bestehenden, realen Gruppen rekrutiert, da diese über eine gemeinsame Erfahrungsbasis verfügen und daher eine Selbstläufigkeit in der Kommunikation erwartet werden kann (vgl. Bohnsack 2000; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014).

      Unter dem Begriff „Gruppeninterview“ ist eine gemeinsame Befragung von Personen, die aber als Individuen „gefragt“ werden, zu verstehen. Diese Form sollte jedoch aufgrund methodischer Schwächen weitgehend vermieden werden.

      Ressource

      Barbour, R.S. (2010). Focus groups. In: Bourgeault, I. The SAGE Handbook of Qualitative Methods in Health Research. 1. Publ. London: Sage: 327-352.
      Hennink, M. M., Kaiser, B. N., Weber, M. B. (2019). What Influences Saturation? Estimating Sample Sizes in Focus Group Research. Qualitative health research, 29(10), 1483–1496.
      Hennink, M. M., Kaiser, B. N., Weber, M. B. (2019). What Influences Saturation? Estimating Sample Sizes in Focus Group Research. Qualitative health research, 29(10), 1483–1496.