Abschnittsübersicht

    • Die Forschungsfrage                               

      Nachdem Sie Ihr Thema gefunden haben und sich einen Überblick über die bestehende wissenschaftliche Literatur dazu geschaffen haben, können Sie Ihre Forschungsfrage spezifizieren. Üblicherweise ist jede empirische Forschungsstudie von mindestens einer Forschungsfrage angeleitet. Und das unabhängig davon, ob die Studie dann mittels qualitativer oder quantitativer Methoden durchgeführt wird. 

      Ihre Forschungsfrage(n) sollte(n) eine gesellschaftlich relevante Problemstellung aufgreifen, sie sollte(n) nach neuen Erkenntnissen zu einem Thema oder neuen Lösungen für ein Problem fragen und mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen beantwortbar sein. 

      Bei Forschungsfragen handelt es sich oft um W-Fragen (Beispiel: „Welche Spielarten eignen sich besonders gut für die Gamification von Arbeit und warum?“). Jedenfalls werden Forschungsfragen immer offen formuliert, es wird z.B. keine Antwort vorweggenommen oder Effektrichtung formuliert (Beispiel: „Spielen Personen lieber alleine oder zu zweit am Computer oder ist beides gleichermaßen beliebt?“). Die Forschungsfragen einer Studie werden mit F oder FF (bzw. im Englischen mit RQ) abgekürzt und in der Regel durchnummeriert präsentiert (z.B. FF1, FF2, FF3 bzw. RQ1, RQ2, RQ3 etc.). 

      Die Qualität einer Forschungsfrage lässt sich unter anderem durch ihre Spezifität und Fokussierung beurteilen: Forschungsfragen sollten zielgerichtet und eindeutig formuliert werden. Das heißt, eine Forschungsfrage soll klar abgrenzen, was - und im Idealfall auch wer und wie - untersucht wird. In manchen Fällen ist es auch zielführend, eine breitere allgemeine Forschungsfrage durch Unterfragen zu spezifizieren (z.B. FF1, FF1a, FF1b etc.).

      Die Forschungsfrage soll theoretisch fundiert und in eine spezifische Forschungsperspektive eingebettet sein. Deshalb kann es notwendig sein, nach (vorläufiger) Formulierung einer Forschungsfrage nochmal einen Blick in die Literatur dazu zu werfen und die Forschungsfrage dann ggf. noch zu ändern bzw. zu spezifizieren. 

      Ziel dieser Phase ist es, eine (oder mehrere) spezifische, theoretisch fundierte und praktisch relevante Forschungsfrage(n) zu formulieren, die durch die wissenschaftliche Literatur bisher noch nicht (vollständig) beantwortet wurde(n).

      Eigenheiten qualitativer und quantitativer Forschung In der qualitativen Forschung, in deren Logik Offenheit und Zirkularität des Forschungsprozesses wichtig sind, lassen sich Forschungsfragen im Laufe eines Forschungsprozesses bei Bedarf noch verändern oder ergänzen. Die qualitativen Forschungsfragen sind so formuliert, dass die Antwort eine Beschreibung einer Situation / eines Sachverhaltes darstellt, von der wir noch relativ wenig wissen. Was, wie, warum und welche sind etwa gute Fragewörter für qualitative Forschungsfragen, z.B.:
      • Was erleben Frauen bestimmter Kulturen während der Menopause?
      • Wie wird sich XY im Zuge der Digitalisierung verändern?
      • Warum zeigen Menschen einer bestimmten Gruppe das Verhalten XY?
      • Welche Merkmale von XY können beschrieben werden?
      • Welche Strategien helfen, die negativen Konsequenzen von XY zu vermeiden?

      Wenn Sie ein quantitatives Forschungsdesign wählen, um Ihre Forschungsfrage zu beantworten, werden Sie in einem nächsten Schritt Hypothesen formulieren und die Forschungsfrage(n) ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verändern, da Ihre Hypothese(n) davon abhängen. Die quantitativen Forschungsfragen fragen nach der Spezifizierung von Dingen, von denen wir schon grundlegend etwas wissen, so wie die Anzahl, dem Ausmaß, der Höhe, der Intensität, dem Zusammenhang, dem Unterschied oder anderen in Zahlen ausdrückbaren Größen, z.B.:
      • Wie häufig passiert XY?
      • Gibt es einen Unterschied zwischen X und Y?
      • Hängen X und Y zusammen?
      • Wie stark ist die intrinsische Motivation von Gruppe XY zu lernen?

      Forschungsfragen können unterschiedliche Forschungseinheiten betreffen (z.B. Organisationen, Gruppen, Individuen, etc.). In einem nächsten Schritt sollten Sie also Ihre Stichprobe (Sample) identifizieren und beschreiben.